Als Zahnärztin für German Doctors in den Philippinen Mindanao/Mindoro unterwegs – PART II

In meinem ersten Artikel über meine Arbeit für die German Doctors habe ich euch etwas über Enthusiasmus und Resignation erzählt. Falls ihr diesen verpasst habt, dann klickt einfach hier. :) 

Heute wird es etwas schwieriger werden für mich, denn ich möchte euch etwas über

GLÜCKSGEFÜHLE UND TRAURIGKEIT

berichten.

Ich beginne mal mit den Glücksgefühlen.

Glücklich sein bedeutet für mich den Moment geniessen indem man nicht anderes kann, als zu lächeln.

Seit ich auf meine Reise gegangen bin, erlebe ich tagtäglich solche Momente aus ganz unterschiedlichen Gründe. :) Ich kann für mich nur sagen, dass ich jeden Tag ein Lächeln im Gesicht habe und am Abend damit einschlafe.

Wie ich für mich entdeckt habe, es ist eine der Emotionen, die für mich am wichtigsten ist im Leben, weil ich denke, dass wenn ich glücklich bin, die Leute um mich herum davon profitieren und einen Teil meines Glücks miterleben können und damit meine Gegenwart als angenehm empfinden.

Sehr oft passieren solche Momente in den am wenigsten erwarteten Situationen. Sie zeigen sich in Freude, Zufriedenheit , lustigen Dingen, aber es kann auch etwas sein, was ich zum ersten mal mache oder es endet sogar in einem so intensivem Lachen, das die Tränen fliessen.

Während meiner Arbeit für die German Doctors, welche oft sehr anstrengend ist, hatte ich zig dieser Momente, die ich nie vergessen werde.

Wenn das Team am Morgen unseren Behandlungsplatz aufbaute, ging ich immer auf Entdeckungstour, habe mir das Dorf angeschaut, mich mit der Umgebung vertraulich gemacht und meiner zweiten Leidenschaft (der Fotografie) freien Lauf gelassen, die Ruhe vor dem Storm genossen.

Mal abgesehen von einzelnen schüchternen Kindern, wurde ich sehr oft mit einem Lächeln oder aufgeregtem Lachen begrüßt.

Having fun with the kids

Und wer lächelt nicht automatisch, wenn Kinder auf einen zugelaufen kommen und rufen „picture, picture“ (Foto, Foto), um einen herumblödeln, aufgeregt in der Gegend umher hüpfen? Ich schon !!!! yeahhhh der erste glückliche Moment des Tages.

Smile :)

In der Rolling Clinic startete jeder Tag mit Frühsport mit unseren Patienten :) ja genau richtig gelesen hahahahah FRÜHSPORT!

An einem Tag wurde ich dazu auserkoren, diesen zu leiten. Also bin ich ins kalte Wasser gesprungen und habe das erste mal vor einer kleinen Menschenmenge gestanden und Übungen vorgemacht, welche mit sehr viel Spass und Freude und ganz vielen Lachern aufgenommen wurde. Wann turnt schon mal eine Zahnfee mit Flügeln vor einem :)

Und wisst ihr was? Auch mir hat es jede Menge Spass bereitet und die nächste  kleine Portion von Glück erreichte mein Herz.

Morgensport mit der Zahnfee!

schaut’s euch mal an und klickt hier

Und dann musste natürlich auch der Tag starten und dieser bestand wie immer bei mir daraus, jede Menge Zähne zu ziehen. Nun wird sich wahrscheinlich jeder von euch fragen, wie eine Zahnärztin Glück und Freude verbreiten kann :)

viele fürchten uns Zahnärzte ja, richtig?! (ach übrigens … es gibt einige wirklich liebe und vorsichtige in unserer Gilde hahahahah).

IMG_6133

So ziemlich alle meiner Patienten haben meinen ‚Zahnarztstuhl‘ mit einem Lächeln im Gesicht verlassen, auch wenn es für den Moment, aufgrund der Betäubung, etwas schief ausgesehen haben mag , aber  hey ….ich konnte sie von Schmerzen befreien und ihr Lächeln hat auch automatisch mich zum lächeln gebracht.

still smiling                                   my new Mangyan Friends

Ich sah immer wieder Kinder, welche mit den einfachsten Dingen spielten. Sei es ein alter Reifen, welcher mit einem Stock vorwärts getrieben wurde, eine Münze, welche auf einer Treppe lag und durch den von zusammengefalteten Händen erzeugten Wind von dieser runtergeschubst werden mussten (und glaubt mir, das ist nicht einfach, ich habe es versucht und kläglich versagt darin :)) ), Flip Flops wurden auf ein Ziel geworfen oder auf dem Knie balanciert, es wurde mit Murmeln gespielt (kenne ich selbst noch aus meiner Kindheit), die Kinder rutschten auf dem Hintern einen Berg Kieselerde herunter  und jedes mal hatte ich wieder ein Lächeln im Gesicht und war glücklich weil es die kids für den Moment auch waren.

Playing with a coin                                          Playing with marbles

Nachdem unsere Arbeit getan war, spielte ich manchmal mit ihnen.

An meinem allerersten Behandlungstag waren da diese 5 Jungs mit einem Basketball (in jedem Dorf gab es einen Basketballplatz, wenn auch sehr einfach). Ich habe sie gebeten sich auf eine da stehenden Holzbank hintereinander hinzusetzen. Ich sass am Anfang dieser Bank, habe den Basketball genommen und ihn über den Kopf zum Nächsten gereicht und dieser an den Nächsten usw. Der Letzte in der Reihe musste dann schnell nach vor laufen und alles startete wieder da wo wir angefangen hatten. Nach einigen Runden habe ich mich zurückgezogen und weitere Jungs aus dem Dorf sind in das Spielt eingestiegen. Dann waren es etwa zehn auf dieser alten Holzbank :))) wisst ihr schon was nun kommt???…. sie brach zusammen. Jeder der um uns herumstand und zuschaute war am Lachen und so waren es auch die zehn Jungs welche am Boden lagen. Und wieder ein glücklicher Moment mehr an diesem Tag :)

Und eines Tages wurde sogar ein baby nach mir benannt :) sie war 3 Monate alt und hatte noch keinen Namen und die Mama hat sich einfach für meinen entschieden :)

und hier ist Mini-Winnie

Winnie

Was mich immer wieder zum lachen gebracht hat, waren die Tiere welche oft an meinem ‚Behandlungsstuhl‘ vorbei liefen – Wasserbüffel (in den Philippinen heißt dieser Carabao) oder sogar direkt unter diesem durch :) Katzen, Hunde, Wachteln, Hühner und sogar Schweine :) leider hab ich davon keine Fotos aber ihr könnt euch das sicher bildlich vorstellen.

Zumindest gibt es hier ein Foto eines Wasserbüffels.

 Carabao

 

Jeden Tag als wir von der Rolling Clinic zurückfuhren in unser Übernachtungsquartier fühlte ich mich zufrieden mit der Arbeit die wir alle geleistet hatten, weil ich wusste, wir haben vielen Leuten geholfen.

Ich hatte wieder dieses riesige Lächeln im Gesicht, weil ich einen erfüllten Tag hatte, ganz egal wie anstrengend er gewesen war.

An einem Tag arbeiteten wir sogar bis es dunkel war, aber ich hatte eben immer wieder dieses zufriedene Lächeln am Ende des Tages und dann ist es egal, wie lange man gearbeitet hat!

working in the dark

Nicht nur die Bewohner der Dörfer hatten oft mit uns Spass. Auch das Team hatte bei der Arbeit jede Menge Spass. Ob am Behandlungsstuhl singend oder bei der Karaoke und immer wieder einen Scherz auf den Lippen. Ich schätze mal, dass dies ein Weg ist damit umzugehen, was wir an traurigen Dingen zu sehen bekommen.

Karaoke :)

Und damit sind wir auch schon bei der nächsten meiner Emotionen angekommen, der Traurigkeit.

Als ich anfing für German Doctors zu arbeiten, wusste ich, dass es Situationen geben wird, bei denen ich mit meinen Gefühlen kämpfen würde.

Bei traurigen Begebenheiten bin ich einfach ziemlich nah am Wasser gebaut.

Was mich am meisten berührt hat, war die Vielzahl an unterernährten Kindern. Diese kleinen, wertvollen Geschöpfe, hungernd und weinend zu sehen … wenn ich nur daran denke, bricht es mit gleich wieder das Herz.

Um so verständlicher wird es für euch sein, wenn ich euch erzähle, dass ich eines Tage in der Mittagspause in Tränen ausbrach. Ich konnte einfach mein Gefühl der Traurigkeit nicht mehr kontrollieren und musste dieser nachgeben. Ich musste es rauslassen, um weiterhin in der Lage zu sein, meine Job zu tun, denn dafür war ich ja schließlich da. Aber, dies war einer der emotionalsten Momente auf meinen Touren mit der Rolling Clinic.

Ich fragte mich oft, wie kann es nur sein, dass in einem so an Agrarprodukten reichem Land wie den Philippinen, Kinder und Erwachsene hungern müssen.

beautiful countryside

Wie ich in Erfahrung bringen konnte, besitzen die Menschen das Land auf dem sie leben nicht und arbeiten meistens als Bauern auf dem Feld und verdienen so gut wie gar nichts (ca. 3 Euro am Tag). Dazu kommt noch, dass oft Wasser und / oder Elektrizität fehlt.

Es ist also kein Wunder, das manche von ihnen aussehen, als hätten sie sich seit Tagen nicht gewaschen, schmutzige Sachen tragen und Kinder sehr oft entweder ein zerrissenes beflecktes T-Shirt anhaben oder sogar gar nichts.

boy                                            boy with decay

boy crying                                            boy

In meinem ersten Artikel konntet ihr schon einige Fotos von dem Zustand so mancher Gebissen sehen. Falls ihr diesen verpasst habt, klickt einfach hier :)

Natürlich macht es mich als Zahnärztin sehr traurig dies zu sehen. Viel zu teure Zahnbürsten und Zahnpasta und der Mangel an Wissen in Bezug auf Mundhygiene und Ernährung ist hier die Ursache und …. Süssigkeiten sind im Vergleich dazu super billing und werden in kleinen Tütchen verkauft.

Wenn ich dann schon um 9 Uhr morgens Kinder mit einem Lollipop im Mund sah, verstand ich die Welt für eine Sekunde nicht, bis mir wieder bewusst wurde, wo ich war und wieder holte mich die Traurigkeit ein.

Girl with Lollipop

Was mir ganz nah ging war, wenn ich bei einem meiner kleinen, süßen Patienten, manchmal gerade 5 Jahre alt, Zähne ziehen musste. Mein Herz blutete und tief in mir weinte ich auch.

Aber ich musste professionell sein und habe versucht den kids mit kleinen Witzchen und Extra-Aufmerksamkeit und Zuwendung ein sicheres Gefühl auf dem Zahnarztstuhl zu geben. Und wenn wir es dann geschafft hatten, habe diese kleinen, mutigen Herzchen mir ein ‚high five‘ gegeben und mich wieder zum lächeln gebracht.

Manchmal liegen eben Glücksgefühle und Traurigkeit sehr eng bei einander……

Was ich von dem Volk der Philippinen gelernt habe ist …… versuch glücklich zu sein und lächle ganz egal was ist … mach das Beste aus der schlechtesten Situation! 

Ich bewundere sie für diesen positiven Geist und hoffe, dass ich ein wenig davon mitgenommen habe, denn es scheint, das das Leben damit ein klein wenig einfacher ist!

Bist du nun schon neugierig, welches Kapitel ich in PART III aufschlagen werde?

Dann sei schon mal gespannt, bleib dran und du wirst es erfahren :)

Bitte vergesst nicht meine Spendenaktion für German Doctors zu unterstützen!

Hier könnt ihr klicken um euch die aktuelle Challenge anzuschauen :)

Alles Liebe

Eure Tooth Fairy

 

Posted on 04/11/2015 in Blog, Missions

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Responses (2)
  1. […] Wer die ersten beiden verpasst hat und neugierig ist, worüber ich darin berichtet habe, kann das gern hier nachholen. Für Teil I klick HIER und für Teil II klick HIER. […]

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